Donnerstag, 14. August 2014

Der häufigste Kommentar: Ich hätte gar nicht so viel Zeit zum Lesen!


Was ich (und wahrscheinlich Millionen anderer Bücherwürmer) mir immer wieder anhören muss, ist der Satz: Ich hätte gar nicht so viel Zeit zum Lesen! Was da mitschwingt ist zum Beispiel: Du vergeudest deine Zeit! Mach doch lieber was Anständiges! Klar, du hast keine Familie, da bleibt natürlich eine Menge Zeit zum Lesen! Völliger Quatsch, denn die meisten Leute, egal ob mit Familie oder ohne, finden die Zeit, sich irgendeinen Käse im Fernsehen anzuschauen oder stundenlang im Internet zu surfen.

Ich sage: Ich habe auch nicht mehr Zeit, als andere. Ich arbeite 40 Stunden die Woche, im Schichtdienst. Ich mache außerdem eine Weiterbildung, gehe zur Schule und muss für Klausuren und Testate lernen. Ich gehe mehrmals die Woche zum Sport, treffe mich mit Freunden und gehe aus. Ich habe einen eigenen Haushalt, mit Kochen, Waschen, Putzen, wie jeder andere auch und ich schlafe jede Nacht mindestens 6 Stunden. Wie geht das also?

Zuallererst: ich WILL lesen! Ich habe Lust, zu lesen, und wenn ich mir meine Bücherstapel so anschaue, die bei mir zu Hause herumstehen, will ich eigentlich auch sofort aufhören, diesen Artikel zu schreiben, und mich lieber auf die Couch legen und schmökern. Ich mache das alles gerne und ohne Zwang, deshalb fällt es mir wohl auch so leicht.

Ich finde eigentlich fast immer die Gelegenheit, ein paar Seiten zu lesen:

Morgens beim Kaffee. Ich hasse es, mich morgens abzuhetzen, da ist für mich der Tag schon gelaufen. Lieber trinke ich in Ruhe eine Tasse Kaffee und lese dabei ein bisschen. --> 30 Minuten

Der Weg zur Arbeit (& zurück nach Hause). Ich habe keinen weiten Weg zur Arbeit und oft fahre ich mit dem Fahrrad. Wenn ich aber mit der Bahn fahre, habe ich Gelegenheit, ein bisschen zu lesen. Früher musste ich relativ lange mit dem Auto fahren, da habe ich dann auch gerne ein Hörbuch gehört, das geht natürlich auch in der Bahn oder wenn man zu Fuß zur Arbeit geht. --> 30-60 Minuten

Nach Feierabend. Wenn ich Feierabend habe, freue ich mich häufig darauf, noch etwas zu unternehmen, Essen zu gehen, selbst zu Kochen... oder aber ich habe etwas zu erledigen, einkaufen, putzen, lernen... Aber zuerst gönne ich mir oft eine Stunde Ruhe. Mit einem Tee und einem Buch, zum Beispiel. --> 60 Minuten

Abends. Ich schaue normalerweise kein fern, wenn überhaupt, dann gerne staffelweise Serien oder (Doku-)Filme. Stattdessen tauche ich lieber in ein Buch ab. --> 60 Minuten

Im Bett. Vor dem Einschlafen gibt es kaum etwas Besseres, als ein wenig in einem Roman zu lesen, bis mir fast die Augen zufallen. Das gibt wunderbare Träume! --> 30 Minuten

Das macht dann am Ende des Tages 210 Minuten. Weitere 60 Minuten kann man bestimmt noch dazurechnen, wenn man bei Haushaltstätigkeiten, beim Sport usw. Hörbücher hört oder immer mal wieder zwischendurch seinen E-Reader (oder eine passende Smartphone-App) zückt und ein paar Minuten liest. Ich will nicht behaupten, dass ich vier Stunden und mehr am Tag lese, ich wollte nur mal kurz zeigen, wie es möglich ist, mehr zu lesen. Natürlich lese ich nicht in der Bahn, wenn ich Kollegen treffe, dann möchte ich auch lieber quatschen. Natürlich höre ich im Auto und beim Sport auch sehr gerne Musik, genauso wie Mittags, wenn ich von der Arbeit nach Hause komme. Da mache ich manchmal auch lieber ein Nickerchen. Abends zu lesen ist toll, aber wenn ich Besuch habe, schaue ich mir natürlich lieber einen Film an oder wir unterhalten uns. Und wenn man sein Bett mit jemandem teilt, der nicht gerne liest, wird man ungern das Licht anlassen und ihn zwingen, wach zu bleiben. Trotzdem ist eine Stunde am Tag eigentlich immer machbar. Auch mit Job, Hobbys, Freunden und Partner.

Hab ich noch was vergessen? Wann findet ihr Gelegenheit, zu lesen? Habt ihr auch manchmal das Gefühl, ihr müsst euch für euer liebstes Hobby rechtfertigen?

Bis demnächst, Jenny, xoxo

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